Raum 21 Eine Nacht ohne Feuer

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ISBN/EAN: 9783740718770
In der Nähe des Wahnsinns Eremias phantasierte. Vielleicht eine Folge der täglichen Strapazen, der nächtlichen Überreizung, Phantasieren meint ja, dass die Kontrolle über das Hirn verloren ging. Die Bilder kommen und gehen, wie sie wollen, als ob sie ein Eigenleben hätten. Die Bilder in seinem Hirn waren überscharf. Die Phantasien wurden greifbar. Das ist so. In der Nähe des Wahnsinns wird manches sichtbar. Und die Nächte kommen schnell Die Nacht überraschte Eremias. Und es gab kein Feuer. Eremias hatte es versäumt, beizeiten Holz zu sammeln. Savannennächte ohne Lagerfeuer sind gefährlich. Mehr als gefährlich. Und die Nächte kommen schnell! Eremias hatte es versäumt, beizeiten Holz zu sammeln. Eremias, krank an Leib und krank an Seele, beschuldigte Dida, Ursache für dieses Versäumnis zu sein. Eremias, krank an Leib und krank an Seele: Mein Weib? Bist du von Erden? Kein Holz? Kein Feuer? Was soll aus uns werden? Beeile dich, Weib! Uralte Regel der Wildnis: Nie geh ins Dunkle zum Sammeln des Holzes! Tu es immer beizeiten! Wenn die Löwen noch schlafen, dösen, gähnen und auch sonst noch unlustig sind! Geh, Weib, hol Holz, für Feuer und Nacht! Erhebe deinen Leib, solange der Leopard schläft, bevor die Blutrunst ihn treibt! Bevor der Blutdurst ihn treibt. Beeil dich, Weib, hol Holz, mach Feuer! Eremias, krank an Leib und krank an Seele: Die Nacht steht am Anfang. Das Weib vergaß, beizeiten Reisig und Holz zu sammeln, und das Feuer zu zünden! Was nun? Was soll mir ein Weib, welches versäumte, beizeiten Reisig und Holz zu sammeln, und das Feuer zu zünden!

Und es gab die Erinnerung Die Bilder dieses Raumes entstanden etwa in den Jahren 1987 bis 1992. Ich war damals in Botswana tätig, vornehmlich als wassersuchender Geologe in der Kalahari, einer riesigen Trockensavanne im südlichen subtropischen Afrika. Ich war wochenlang allein unterwegs, nur mit einem Land Rover und einem Zelt und Proviant. Gut: Whisky und Rum waren ebenfalls dabei. Also: Es gab Zeit, es gab die Einsamkeit, es gab die Sterne, es gab das Lagerfeuer, es gab die Stimmen der Nacht. Und gab die Erinnerungen: An die Kindheit, an die Bombennächte, an die Jahreszeiten, und an die Liebe, an all die Dinge, die ein Leben ausmachen.

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