ZUM BUCH Zwischen Ost und West Grenzerfahrungen in Deutschland Im Februar 1945 fand die Lehrerin Erika Peters im th¿ringischen Wahlhausen-Lindwerra eine neue Heimat. Hinter ihr lag die Flucht aus ihrer Heimatstadt Stolp in Pommern, dem heutigen Slupsk in Polen. Zwischen 1946 und 1952 wird sie Zeugin der zunehmenden Abriegelung der sowjetischen Besatzungszone/DDR, die f¿r die Betroffenen verheerende Folgen hatte. Die Bauern f¿hren kleine Landwirtschaften. Ihre Ackerst¿cke liegen verstreut in der Flur, viele au¿rhalb der Dorfgrenze in der britischen Besatzungszone. Anfangs erhalten sie einen Berechtigungsschein, um das Feld "dr¿ben" zu bestellen. 1952 ist Schluss damit; von einem zum anderen Tag ist die Grenze f¿r alle verriegelt. Ein t¿ich frisch geeggter Grenzstreifen verr¿jedes unerlaubte Betreten. Erika Peters Geschichte zeigt beispielhaft, wie aus der Demarkationslinie zwischen russischer, britischer und amerikanischer Besatzungszone die streng bewachte innerdeutsche Grenze entstand. Bis zum Mauerbau 1961 gelang dennoch rund 2,8 Millionen Menschen die Flucht in den Westen. In dem Buch "Von hier nach dr¿ben" berichten Zeitzeugen in 38 Beitr¿n ¿ber ihre Grenzg¿e, Fluchten und Reisen in den Jahren von 1945 bis 1961 und zeichnen so ein differenziertes Bild ¿ber eine Zeit, die heute kaum noch vorstellbar scheint. Zwei Tage vor Weihnachten 1948 flieht Heinrich Polthier mit 14 Jahren gemeinsam mit seinem 18j¿igen Bruder Konrad ¿ber West-Berlin aus der sowjetischen Besatzungszone. Die Eltern hatten die Aufnahme im Westen mit einer britischen Dienststelle geregelt, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Ihr ¿ester Sohn Eberhard war zuvor vom sowjetischen NKWD entf¿hrt und in ein sibirisches Straflager verschleppt worden. Er hatte sich geweigert, unter seinen Lehrern und Mitsch¿lern Spitzeldienste zu leisten. 1956 hat der damalige Ostberliner Volkspolizei-Oberwachtmeister Bernd Fierke ein ganz anderes Erlebnis. Nach einem feucht-fr¿hlichen Abend ger¿er versehentlich mit der S-Bahn nach West-Berlin und steht vor dem Problem, wie er unauff¿ig wieder nach Ost-Berlin kommt. Ab 1961 waren solche Episoden undenkbar. W¿end einer Schifffahrt von S¿damerika nach Europa erf¿t Heinz Gutzeit am 14. August von einer Touristengruppe aus West-Berlin, die Stadt sei von den Sowjets abgeriegelt worden. Bange Stunden folgen, Gutzeit notiert: "Eine Berliner Mauer, dachte ich und hatte meine Zweifel. Ich konnte ja nicht ahnen, da¿sie bereits im Bau war." Die Erinnerungen der Zeitzeugen geben einen lebendigen Einblick in den deutschen Alltag im kalten Krieg. Die pers¿nlichen Erlebnisse lassen die Zeit auch f¿r j¿ngere Leser verstehen. Die Texte des Buches werden von Fotos und Dokumenten der Autoren begleitet. ZUR REIHE ZEITGUT Lebendige Erinnerungen bewahren Die Buchreihe ZEITGUT beweist, da¿Geschichte kein trockener Schulstoff sein mu¿ Mit Zeitzeugen-Erinnerungen ¿ffnet sie den Blick auf den Alltag der Menschen. Jeder Band stellt in 35 bis 45 lebendigen Erinnerungen einen markanten Abschnitt deutscher Geschichte vor. Die Buchreihe ist einzig in ihrer Art. Die Texte der Sammelb¿e stammen von Menschen aus allen Gegenden Deutschlands und repr¿ntieren zugleich die soziale Bandbreite der Gesellschaft. Die B¿cher sind ein St¿ck "oral history" im besten Sinne und sprechen damit ein breites Publikum an: diejenigen, die die Zeiten miterlebt haben, und ihre Kinder und Enkel, die mehr erfahren wollen, als in den Schulb¿chern steht. Junge Menschen haben mit den Texten der Reihe ZEITGUT die M¿glichkeit, das Leben der Eltern- und Gro¿ltern-Generation in gro¿r Bandbreite kennen und verstehen zu lernen. So werden geschichtliche Vergangenheit und eigene Herkunft gut begreifbar. Mit Hilfe eines Ortsregisters und einer chronologischen ¿ersicht der wichtigen Ereignisse der jeweiligen Zeit kann sich der Leser orientieren. Fotos und Dokumente, meist aus dem Besitz der Zeitzeugen, erg¿en die Texte. Immer mehr P¿gogen setzen die Reihe ZEITGUT ein, um ihren Sch¿lern Geschichte lebendig zu vermitteln. Die B¿e sind auch f¿r die politische Bildungsarbeit gut geeignet. Daher empfehlen viele Buchh¿ler und Bibliothekare ZEITGUT auch als Geschenk f¿r Kinder und Jugendliche. Einsendungen von eigenen episodenhaften Erinnerungen aus Deutschland im 20. Jahrhundert sind jederzeit erw¿nscht an Zeitgut Verlag GmbH, Lektorat, Klausenpa¿14, 12107 Berlin.